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Wie frühere Auto-Topmanager Elektro-Start-ups hochziehen

  • Autorenbild: Anna Zänkert
    Anna Zänkert
  • 24. Aug.
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 27. Aug.

Nach ihren Karrieren in der Autoindustrie steigen viele Ex-Vorstände bei Elektro-Start-ups ein. Besonders beliebt ist die Entwicklung und Weiterverarbeitung von Batterien. Schon jetzt ist klar: nicht alle Investments glücken.


Von Anna Driftschröer

10.01.2025, 15.37 Uhr


Schon in seiner Zeit als Opel-Chef wollte Karl-Thomas Neumann (63) auf elektrische Antriebe umstellen. Und zwar nicht nur ein bisschen, wie Anfang 2017 die meisten der Zunft, sondern zügig und komplett. Dazu kam er dann nicht mehr, da General-Motors-Chefin Mary Barra (63) die damalige GM-Tochter 2017 an die französische PSA-Gruppe (heute Stellantis) verkaufte. Neumanns Pläne waren damit erledigt, er verabschiedete sich und zog weiter. Auf Elektro setzt er weiter: als Investor.


„KTN“, einst auch Chef des Autozulieferers Continental oder China-Verantwortlicher bei

Volkswagen, hat eine sechsstellige Summe bei OneD Battery Sciences investiert. Das kalifor-

nische Start-up will die Batterie – den mit Abstand teuersten Bestandteil eines Elektroautos – günstiger machen, indem es Silizium in die Anode der Batterie einbringt. Mit dem Halbmetall sollen zudem deutlich höhere Energiedichten möglich sein als mit konventionellen Grafit-Anoden. Kurz gesagt: mehr Speicher, höhere Ladegeschwindigkeit, geringere Kosten - so lautet die Vision.


Invest in günstigere Akkus

„Das aktuelle Hauptproblem bei Elektroautos ist nicht die mangelnde Performance, sondern

der Preis“, erklärt Neumann dem manager magazin. „Das erschwingliche Elektroauto für

jedermann fehlt.“ OneD werde dazu einen großen Beitrag leisten, deshalb habe er investiert.

Überzeugt habe ihn, dass das Start-up die Kosten der Batterie in den Mittelpunkt stelle. Und

dass durch die höhere Kapazität weniger Zellen gebraucht würden. Neumann sitzt bei dem

elf Jahre alten Start-up im Aufsichtsrat. „In dieser Rolle berate ich den CEO Vincent Pluvinage

und sein Team, außerdem besuchen wir gemeinsam Kunden.“

Der frühere Opel-Chef gehört zu jener Riege von ehemaligen Autovorständen, die eine zwei-

te Karriere als Berater und Investor gestartet haben. Neumann berät auch die SK Group und

sitzt bei dem chinesisch-schwedischen Elektroautohersteller Polestar im Board.


Und wie bei manchen anderen helfen die alten Kontakte. Zusammen mit Silicon-Valley-Vete-

ran Pluvinage hat er für OneD einen namhaften Partner gefunden, Neumann kennt das Unter-

nehmen bestens: General Motors. Ende 2022 beteiligten sich die Amerikaner an OneD und

wollen die Technologie für die nächste Akkugeneration übernehmen. Als Entwicklungspartner war der deutsche Batteriezellenhersteller Customcells dabei. In Washington nahm das Start-up vergangenes Jahr eine Pilotproduktionsanlage in Betrieb. Großindustriell produzieren will OneD nicht. Industrielle Partner sollen eine Lizenz der Technologie kaufen.



Ein Marktplatz für Gebrauchte

Auch Peter Mertens (63) sieht die Zukunft im Akkugeschäft, allerdings eher in der Weiterver- wertung der E-Auto-Batterien. Der frühere Entwicklungschef bei Audi und bei Volvo ist heute an diversen Start-ups beteiligt. Mertens hält zum Beispiel mehr als 7 Prozent der Anteile an Circunomics. Das fünf Jahre alte Start-up aus Mainz hat einen digitalen Marktplatz entwickelt, auf dem Fahrzeughersteller, Zellfabriken und Verwertungsfirmen gebrauchte Batterien, Module und Zellen handeln können. Dahinter steckt die Idee, ausgediente Akkus in Second-Life-Anwendungen ein zweites Leben einzuhauchen - und damit Geld zu verdienen.


Die Circular Economy hebt ein enormes CO2-Einsparpotenzial und stellt sicher, dass die Batterien vor dem Recycling in die stationäre Nutzung kommen“, sagt Mertens. Als mögliche Zweitverwertungen kommen Heimspeicher oder stationäre Stromspeicher an Ladestationen und in Wind- und Solarparks infrage.


Wofür die angebotenen Akkus sich am Ende ihres ersten Lebens noch eignen und wie vielversprechend die Leistung für den weiteren Einsatz wäre, analysiert und simuliert das Unternehmen anhand technischer Daten. Auf dem Marktplatz werden die Batteriepakete in Form ihrer digitalen Zwillinge registriert, nachverfolgt und gehandelt. Das Start-up verdient an jeder gehandelten Kilowattstunde Speicherkapazität 10 Prozent Provision. Der Umsatz soll inzwischen siebenstellig sein, die Rendite „ordentlich“, hieß es Anfang vergangenen Jahres von den Circunomics-Gründern Jan Born (48) und Felix Paul Wagner (36).


Mertens unterstützt nach eigenen Angaben dabei mit seinen Kontakten in der Automobilindustrie und als „fast täglicher Sparringpartner“.


Investiert in Circunomics hat auch Mertens ehemaliger Audi-Kollege Bram Schot (63). Der Niederländer rückte 2018 in Ingolstadt vom Vertriebsvorstand zum CEO auf, als der damalige Audi-Chef Rupert Stadler (61) wegen seiner Rolle im Dieselskandal im Juni 2018 verhaftet wurde. Auf dem Posten blieb er zwei Jahre. Heute engagiert sich Schot nicht nur bei Shell und Richemont , sondern beteiligt sich auch an diversen Start-ups.


Im Beirat von Circunomics sitzt Klaus Entenmann (68), von 2009 bis 2019 Chef von Daimler Financial Services. Der Finanzexperte hat über den Company-Builder Next Mobility Labs Geld in das Start-up gepumpt. „Circunomics hat ein sehr gutes Geschäftsmodell, ein tolles Team und ist gut vernetzt“, sagt Entenmann. Entenmann und die beiden früheren Audi Vorstände arbeiten bei Next Mobility Labs zusammen; und eingestiegen ist dort auch eine weitere Prominenten aus der Mobilitätsszene: die ehemalige Bahn-Digitalvorständin Sabina Jeschke (56).


Daimler-Mann Entenmann verhandelte einst mit dem damaligen BMW-CFO Nicolas Peter (62) über die Bündelung ihrer Mobilitätsdienste. Heute ist Mobilität nicht der einzige Bereich, in dem er sich engagiert. Auch ein Tech-Start-up hat er 2021 gegründet, das den Datenverkehr auf Servern beschleunigen soll.



Elektroflieger vor Bruchlandung

Der frühere Daimler-CEO Dieter Zetsche (71) hat etwas außerhalb der automobilen Szene in das Elektroflugzeug-Unternehmen Volocopter investiert: Allerdings musste das badische Start-up zum Jahresende Insolvenz anmelden. Ein Sanierungsplan soll laut dem vorläufigen Insolvenzverwalter Tobias Wahl bis Ende Februar stehen, auch der deutsche Konkurrent Lilium kämpft gerade ums Überleben. Die Entwicklung der elektrisch betriebenen Kurzstreckenflieger ist teuer – Volocopter drohte schon mehrfach das Geld aus- zugehen. Die Bewertung ist von einst 1,9 Milliarden Dollar auf rund 100 Millionen abgestürzt. Und CEO Dirk Hoke (55) verlässt die Firma im Februar.


Wiederveröffentlicht mit freundlicher Genehmigung des manager magazin. Originalbeitrag von Anna Driftschröer (10.01.2025). [Hier lesen]

 
 

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